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Seminarbeschreibung aus dem kommentierten Vorlesungsverzeichnis
Der kulturelle Wandel des Landlebens und seine Inszenierung. (Sommersemester 2011)
Das Landleben hat Hochkonjunktur. Ländliche Hochglanzmagazine schießen wie Pilze aus dem Boden, die Kochkunst der Landfrauen wird neu entdeckt und die Sendung "Bauer sucht Frau" ist inzwischen Kult. Die Landbevölkerung indessen hat schon längst erkannt, "dass man auch von zweibeinigen Rindviechern gut leben kann" (Eugen Roth) und den Kuhstall zu einer Wellness-Oase mit Heubädern umgebaut.
In den letzten Jahren hat sich ein idyllisches Bild vom Land entwickelt, das mit der Wirklichkeit wenig zu tun hat und die kulturellen ländlichen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte ignoriert. Das ist kein neues Phänomen. Schon im 19. Jahrhundert zog es Sommerfrischler, aber auch Volkskundler aufs Land, um das ursprüngliche und gesunde Leben zu suchen. Nach einer Neuorientierung des Faches verschwand dieses volkskundliche Forschungsinteresse buchstäblich im (Freilicht)Museum. Doch in den letzten Jahren hat sich die Volkskunde/Europäische Ethnologie dem Landleben wieder mit neuen Fragen zugewendet.
Nach einer Einführung in die Wissenschaftsgeschichte und in den aktuellen Forschungsstand soll anhand eigener empirischer Arbeiten das Landleben und seine mediale Inszenierung untersucht und nach den Hintergründen des neu erwachten Interesses am Landleben gefragt werden.
Einführende Lektüre:
Göttsch, Silke: "Sommerfrische". Zur Etablierung einer Gegenwelt am Ende des 19. Jahrhunderts.
In: Schweizer Archiv für Volkskunde 98 (2002), S. 9-15.
Kleine, Reinhild: Ohne Idealismus geht es nicht.
Frauen in der Landwirtschaft zwischen Tradition und Moderne.
(Internationale Hochschulschriften; 306). Münster u.a. 1999.